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von Tim-Oliver Frische
Dass Logistik-Investments mittlerweile eine wichtige Säule des gesamten Gewerbe-Investmentmarkts bilden, wird durch ihren Umsatzanteil von rund 22 Prozent und dem wiederholten zweiten Platz hinter Office Investments im Assetklassen-Ranking unterstrichen. Ein weiterer Faktor, der für die hohe Stabilität des Logistik-Investmentmarkts spricht, ist die Verteilung des Umsatzes auf Einzel- und Portfoliodeals: So sind Paketverkäufe (anteilig 53 Prozent) und Einzeltransaktionen (anteilig 47 Prozent) im nahezu gleichen Umfang am Gesamtvolumen beteiligt, wobei Portfolios (3,5 Milliarden Euro) ihr zweitbestes und Einzelinvestments (3,1 Milliarden Euro) ihr bestes Resultat erreichen. Das rege Marktgeschehen zeichnet sich jedoch nicht nur im Volumen, sondern mit über 160 Verkäufen auch in der Deal-Anzahl ab. Dennoch hat sich durch das veränderte Zinsumfeld der Investorenkreis im Core-Segment zuletzt verkleinert und die Dynamik dadurch etwas verlangsamt.
Top Märkte +60 Prozent
Auf die bedeutenden Standorte entfielen im ersten Halbjahr fast 1,4 Milliarden Euro, was ebenfalls einem neuen Rekord entspricht. Insgesamt konnten hierbei sechs von acht großen Logistik-Hubs mit Umsatzsteigerungen dazu beitragen, dass die Top-Märkte auf ein knapp 6 Prozent höheres Ergebnis als im Vorjahr kamen. Als entscheidendster Treiber ist dabei die Hauptstadt Berlin zu nennen, die sich mit einem Volumen von 528 Millionen Euro an der Spitze deutlich absetzt. Zwischen 100 und 200 Millionen Euro wurden zudem in München (198 Millionen Euro), Frankfurt (184 Millionen Euro), Leipzig (121 Millionen Euro), Hamburg (113 Millionen Euro) und Düsseldorf (108 Millionen Euro) investiert. Auf eine gute Bilanz kommt jedoch auch Stuttgart (84 Millionen Euro), während in Köln (18 Millionen Euro) bislang noch keine größeren Logistik-Investments registriert werden konnten. Bemerkenswert ist zudem, dass mit 79 Prozent des Umsatzes auch wieder einmal ein sehr hohes Volumen außerhalb der Top-Märkte zu verorten ist.
50 Prozent mit Big Deals
Die breite Umsatzbasis des Logistikumsatzes zeigt sich auch bei den Größenklassen: So sind sowohl Deals ab 100 Millionen Euro als auch Investments bis zu dieser Marke jeweils für die Hälfte des Volumens verantwortlich. Hierbei erreichten ausnahmslos alle Kategorien überdurchschnittliche Resultate zur Jahresmitte.
Zwei Käufergruppen setzen sich ab
Mit zusammengenommen fast 55 Prozent des Gesamtergebnisses verteilt sich das Gros des Logistik-Investmentvolumens nach den ersten sechs Monaten auf zwei Investorengruppen, die beide Top-Ergebnisse erzielen. Zu nennen sind hierbei Immobilien AGs/REITs, die sich mit einem Umsatzanteil von fast 29 Prozent knapp vor die Spezialfonds setzen (etwa 26 Prozent). Bemerkenswert ist hierbei, dass sich die Investmentstruktur beider Anleger völlig unterschiedlich darstellt: Während Immobilien AGs/REITs insbesondere im Portfoliosegment aktiv waren (anteilig 89 Prozent) und unter anderem von Übernahmen profitierten, erreichen Spezialfonds getrieben durch Einzeldeals (anteilig 86 Prozent) ein ausgezeichnetes Volumen. Auf zweistellige Prozentanteile kommen außerdem noch Investment/Asset Manager und Projektentwickler (jeweils über 14 Prozent). Vor allem die Aktivität der Projektentwickler unterstreicht die hohe Attraktivität der weiter boomenden Nutzermärkte, indem sie immer wieder neue Projekte anstoßen und diese veräußern.
Internationale Käufer mit 56 Prozent Marktanteil
Nachdem in den letzten Jahren deutsche Investoren den Markt verstärkt dominiert haben, ist in jüngster Vergangenheit wieder eine deutlich höhere Dynamik aus dem Ausland zu beobachten. Somit konnten internationale Anleger in den ersten zwei Quartalen sowohl beim Volumen (3,7 Milliarden Euro), als auch beim Umsatzanteil (56 Prozent) ihr zweitbestes Resultat der letzten fünf Jahre verbuchen. Den größten Beitrag hierzu liefern europäische und nordamerikanische Käufer, die beide Spitzenwerte erzielen und mit Marktanteilen von jeweils rund 27 Prozent repräsentiert sind. Asiatische Käufer (knapp 2 Prozent) zeigen sich derweil weiter verhalten. Auch wenn deutsche Anleger mit anteilig 44 Prozent im Vergleich zum Vorjahr relativ gesehen 6 Prozentpunkte verlieren, entfallen auf sie gut 2,9 Milliarden Euro, was einer neuen Bestmarke entspricht.
Talfahrt bei den Renditen zunächst gebremst
Zwar ist die Nachfrage weiterhin als ausgezeichnet zusammenzufassen, das veränderte Zinsumfeld auf den Finanzmärkten geht jedoch auch an den Logistik-Spitzenrenditen nicht spurlos vorbei. Dementsprechend wurde die Renditekompression der letzten Jahre gestoppt und in ein leichtes Anziehen der Spitzenrenditen um jeweils 10 Basispunkte in den Top-Märkten umgekehrt. Somit notieren alle A-Städte aktuell bei 3,10 Prozent und Leipzig bei 3,3 Prozent.
Aussicht
Obwohl sich die geopolitisch-, wirtschaftlich- und finanzmarktgetriebenen Unsicherheiten im nächsten Quartal fortsetzen dürften, ist auch für die zweite Jahreshälfte generell mit einer guten Nachfrage nach Logistik-Assets zu rechnen. Da bereits zur Jahresmitte der langjährige Durchschnitt der Gesamtjahre geknackt werden konnte, steht dem Logistik-Investmentmarkt in jedem Fall ein Ausnahmejahr bevor. Bei den Renditen ist bei aller Euphorie jedoch nicht auszuschließen, dass sich diese im Jahresverlauf auf ein höheres Niveau bzw. niedrigeres Preislevel zubewegen.
„Dass Logistik-Investments mittlerweile eine wichtige Säule des gesamten Gewerbe -Investmentmarkts bilden, wird durch ihren Umsatzanteil von rund 22 Prozent und dem wiederholten zweiten Platz hinter Office Investments im Assetklassen-Ranking unterstrichen.“
Christopher Raabe
Geschäftsführer und Head of Logistics & Industrial der BNP Paribas Real Estate GmbH