Mehr denn je hat uns die Corona-Pandemie vor Augen geführt, wie wichtig eine gut funktionierende Logistik- und Industriebranche ist. Denn dem Sektor kommt die Aufgabe zu, die Versorgung der Menschen sowie der Wirtschaft und der Industrie eines Landes sicherzustellen. Damit die Branche ihre Aufgabe aber wirklich erfüllen kann, braucht es vielseitige Logistik- und Gewerbezentren in guter Lage.
Als idealer Standort haben sich Binnenhäfen erwiesen. Welche Vorteile eine solche Lage haben kann, lässt sich gut am Beispiel eines im Juli fertiggestellten Logistikzentrums am Rhein-Lippe-Hafen in Wesel nördlich von Duisburg zeigen. Das Gebäude wurde auf einem 165.000 Quadratmeter großen und bislang unbebauten Grundstück, das vom Hafenverbund DeltaPort Niederrheinhäfen erworben wurde, von Swiss Life Asset Managers für den Logistikdienstleister Rhenus errichtet. Die Immobilie selbst hat eine Fläche von rund 86.000 Quadratmetern. Mit 81.400 Quadratmetern ist der Großteil der Mietfläche für den Logistikbereich vorgesehen, der Rest verteilt sich auf Büro- und Sozialflächen sowie auf Mezzaninflächen, also flexibel gestaltbare Zwischenetagen, beispielsweise zur Büronutzung. Hinzu kommen 37 Lkw- und 200 Pkw-Stellplätze.
Gastbeitrag
Managing Partner Logistics bei Swiss Life Asset Managers
Vorteile des Wassertransports
Das Objekt zeichnet sich durch seine hohe Flexibilität bei der Nutzung aus. Es kann langfristig an ein einzelnes Unternehmen – wie aktuell an Rhenus – vermietet werden. Die Fläche kann aber auch in bis zu zehn Einheiten für verschiedene Nutzer aufgeteilt werden. Ein entscheidender Faktor jedoch ist die Lage. Denn der Rhein-Lippe-Hafen liegt unweit von anderen Binnen- und insbesondere Seehäfen wie Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen entfernt und ist damit sehr gut an diese angebunden. Der Transport über Wasser geht in der Regel mit niedrigeren Transportkosten einher, verursacht vergleichsweise wenig Kohlenstoffemissionen und entlastet den Schienen- und Straßenverkehr, da ein Containerschiff rund 90 Lkw ersetzt. Somit ist die Binnenhafenanbindung ein wichtiger Faktor für eine nachhaltige Supply Chain.
Damit ist das Logistik- und Gewerbezentrum auch ein passendes Beispiel für die langfristige Strategie des Hafenverbunds DeltaPort Niederrheinhäfen insgesamt. Dieser besteht aus dem Stadthafen Wesel, dem Rhein-Lippe-Hafen Wesel sowie dem Hafen Emmelsum in Voerde am Niederrhein, die sich alle direkt am Rheinstrom im Hinterland der bereits genannten Seehäfen befinden. Es kann deshalb auch kaum überraschen, dass am Hafen Emmelsum ein vergleichbares Logistik- und Gewerbezentrum wie im Rhein-Lippe-Hafen in Wesel entstanden ist. Es wurde ebenfalls von Swiss Life Asset Managers auf einem 45.000 Quadratmeter großen Grundstück im Sommer dieses Jahres fertiggestellt. Und auch hier wurde das Grundstück von DeltaPort erworben. Gemeinsam ist all diesen Binnenhäfen aber, dass sie sich nicht nur durch den Zugang zur Schifffahrt, sondern zusätzlich über den Schienenverkehr durch ihre optimale infrastrukturelle Anbindung an viele nationale und europäische Ballungsräume auszeichnen.
Kurze Transportwege auch auf der Straße
Trotz dieser Alternativen ist eine effiziente Autobahnanbindung nach wie vor eines der wichtigsten Kriterien für eine Logistikimmobilien-Ansiedlung. Beispielsweise bietet der Standort Wesel über die Bundesstraße B 8 sowie über die logistisch wichtige Autobahn A3 schnellen Zugang zum Ruhrgebiet und der Region Köln/Bonn. Damit haben die Logistik- und Gewerbestandorte das Potenzial, zu einer Drehscheibe für den internationalen Warenverkehr zu werden. Hinzu kommt, dass aufgrund der Nähe zum Hafen und der guten Anbindung an Ballungsräume wie das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen überdurchschnittlich viele Großhändler in der Region angesiedelt sind. Das bedeutet kurze Transportwege und damit die Einsparung von CO2-Emissionen.
Auch hier passt die bereits genannte Logistik- und Gewerbeimmobilie in Wesel sehr gut in das Gesamtkonzept. Ein modernes Objekt genügt heutzutage idealerweise nicht nur den von den Kommunen angesetzten Mindestbaustandards, sondern weist auch ein so hohes Maß an ökologischer Nachhaltigkeit wie nur irgend möglich. Ein Kernpunkt ist die vollständige Bebauung der Dachfläche mit einer modernen Photovoltaikanlage, wodurch der Verbrauch von fossilen Energieträgern drastisch reduziert wird. Damit das Gebäude vollständig CO2-neutral betrieben werden kann, kommen darüber hinaus Geothermie und Wärmepumpen zum Einsatz.
Zudem ermöglicht die Lage am Fluss langfristig auch die Nutzung von Wasserkraft zur Energieversorgung. Dieser Faktor von Logistik- und Gewerbeimmobilien in Flusslage ist bislang weitestgehend unbeachtet – darf aber nicht unterschätzt werden. In Verbindung mit einer energiesparenden Betriebsweise kann somit der Zustand der Klimapositivität erreicht werden. Bei der Immobilie in Wesel gehören dazu unter anderem die Wärmedämmung, die Verwendung nachhaltiger Baumaterialien und die standardmäßige Installation von E-Ladesäulen.
Eine Frage der Wiederverwendbarkeit
Die Logistik- und Industriebranche ist in einem sehr schnellen Wandel. Selbst die Entwickler von entsprechenden Immobilienkonzepten können nicht voraussehen, welche Wege in zehn, fünfzehn oder zwanzig Jahren bevorzugt werden – Schiene, Wasser, oder doch Straße? Umso wichtiger ist es, entsprechende Logistik- und Gewerbeimmobilien so flexibel wie möglich zu errichten, sodass sie über den gesamten Nutzungszyklus hinweg verwendbar ist. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass die besonders wichtigen Grundstücke in Hafennähe durchgängig in Nutzung bleiben und den stetig steigenden Nachhaltigkeitsanforderungen entsprechen.
„Ein modernes Objekt genügt heutzutage idealerweise nicht nur den von den Kommunen angesetzten Mindestbaustandards, sondern weist auch ein so hohes Maß an ökologischer Nachhaltigkeit wie nur irgend möglich.“
Ingo Steves
Managing Partner Logistics bei Swiss Life Asset Managers