Die begrenzte Flächenverfügbarkeit für Wohnen und Gewerbe im Rhein-Main-Gebiet wird zunehmend zu einem wirtschaftlichen Risiko für die Unternehmen und damit für den Wohlstand der ganzen Region. Als Zentrum der Metropolregion trägt Frankfurt am Main eine besondere Verantwortung für die Schaffung neuer Siedlungs- und Gewerbegebiete. Doch wie können Stadtentwicklung und wirtschaftliche Dynamik künftig in Einklang gebracht werden? Diese und andere Fragen standen im Zentrum der Diskussionsveranstaltung „Wie kann Frankfurt am Main noch wachsen?“, zu der die Industrie- und Handelskammer (IHK) Frankfurt am Main am 2. April eingeladen hatte.

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von Tim-Oliver Frische
Verlorene Investitionen
„Internationale Unternehmen, die sich in der Rhein-Main-Region ansiedeln oder dorthin expandieren möchten, finden häufig nicht die dafür benötigten Flächen“, machte etwa Eric Menges, Geschäftsführer der Frankfurt Rhein Main GmbH, deutlich. In den letzten fünf Jahren konnten 46 Anfragen mit einem Gesamtvolumen von 650 Hektar nicht bedient werden – verlorene Investitionen und Arbeitsplätze für die gesamte Region. Betroffen seien neben flächenintensiven Branchen wie Logistik und Distribution auch das produzierende Gewerbe, heißt es in einer Mitteilung. Ein ausgewogener Branchenmix war bisher ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die wirtschaftliche Stärke und die Krisenresilienz von Frankfurt und der gesamten Region.
Sind mehrstöckige Gebäude die Lösung?
Auch das Handwerk leidet unter dem Flächenmangel. Dr. Christof Riess, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main, erklärte: „Handwerk und Kleingewerbe werden zunehmend verdrängt, da sie die Mietsteigerungen nicht kompensieren können. Viele Betriebe liegen in gemischten Quartieren, wo eine Nachverdichtung im Wohnungsbau auf Kosten des Handwerks einfach umgesetzt wird. Da wundert es nicht, dass seit 2012 die Zahl der Handwerksbetriebe in Frankfurt um elf Prozent gesunken ist, während sie im Umland um vier Prozent anstieg. Ein Lösungsansatz könnten Handwerker- und Gewerbehöfe nach Münchner Vorbild sein – mehrstöckige Gebäude mit hoher Traglast, die eine effizientere Nutzung knapper Flächen ermöglichen.“
Doch dafür bedarf es Flächen. Laut IHK-Präsident Caspar sind diese in Frankfurt durchaus vorhanden: „Fast ein Viertel Frankfurts besteht aus landwirtschaftlich genutzten Flächen – mehr als in Offenbach am Main und Darmstadt. Doch muss die Lebensmittelproduktion in diesem Umfang in der Kernstadt der Metropolregion stattfinden, während viele Arbeitnehmer lange Pendelwege in Kauf nehmen, weil wohnortnahe Arbeitsplätze fehlen? Eine zeitgemäße, klimaverträgliche Bebauungsstruktur mit Kaltluftschneisen und einer ökologischen Aufwertung der Freiflächen könnte den Wohnungsmarkt entlasten, die regionale Biodiversität stärken sowie die Weichen für eine nachhaltige Stärkung des Wirtschaftsstandortes FrankfurtRheinMain stellen“, so Caspar abschließend.
„In den letzten fünf Jahren konnten 46 Anfragen mit einem Gesamtvolumen von 650 Hektar nicht bedient werden – verlorene Investitionen und Arbeitsplätze für die gesamte Region.“
Eric Menges
Geschäftsführer der Frankfurt Rhein Main GmbH