Die einen haben eine schwierige Fläche, die anderen eine gute Idee: brownfield24.com bringt beide zusammen. Deutschlands erste Plattform für Brownfields vernetzt bundesweit Experten, die sich auf problembehaftete Grundstücke spezialisiert haben.
In Deutschland herrscht (gefühlte) Flächenknappheit. Auf die grüne Wiese auszuweichen ist in den wenigsten Städten und Gemeinden noch möglich. Einen Ausweg aus diesem Dilemma können Bestandsflächen bieten. Nicht selten bringen diese jedoch auch Altlasten mit sich – entweder eine bereits von Bodengutachtern identifizierte oder eine noch unentdeckte, aber aufgrund der industriellen Vornutzung nicht auszuschließende Belastung durch Schadstoffe. Kurz: Bestandsflächen können Überraschungspakete sein, von denen viele Entwickler, Investoren oder Banken lieber die Finger lassen. Es sei denn, sie treffen auf Spezialisten, die sich tagtäglich mit dieser Thematik auseinandersetzen und den Prozess der Revitalisierung und der Flächenreaktivierung professionell begleiten können. Das Netzwerk umfasst Profis aus der gesamten Wertschöpfungskette der Immobilienbranche: Gutachter und Geotechniker, Anwälte und Wirtschaftsförderer, Banken und Investoren, Abbruchunternehmen und Planer, Bauunternehmen und Servicedienstleister. Jeder dieser Netzwerkpartner verfügt über umfassende Erfahrungen mit Brownfields. Die Themen Altlasten und Revitalisierung sind bei ihnen Daily Business.
Artikel
von Tim-Oliver Frische
Aber warum sind dieses Thema und so ein Netzwerk so wichtig? Die Bundesregierung fordert eine Reduzierung der Neuflächenversiegelung auf unter 30 Hektar pro Tag bis 2030, und die EU möchte bis 2050 die Nettonull erreichen. „Noch sind wir hier in Deutschland aber meilenweit von diesem Ziel entfernt. Und nicht gerade förderlich ist dabei die fast schon inflationäre Behauptung, in Deutschland herrsche Flächenknappheit“, meint Raphael Thießen, Geschäftsführer von Brownfield24. Denn das stimme de facto nicht ganz. Thießen: „Das Flächenpotenzial in Deutschland ist enorm. Es fehlt nur an einer einheitlichen deutschlandweiten Erfassung, ergänzt um weitere bereits verfügbare Informationen, die vorab schon zeigen, welche Chancen und Risiken in einer Fläche liegen.“
„Das Flächenpotenzial in Deutschland ist enorm. Es fehlt nur an einer einheitlichen deutschlandweiten Erfassung.“
Raphael Thießen
Geschäftsführer Brownfield24
Mehr als eine Plattform
Das alles sei keine Rocket-Science und in vielerlei Hinsicht von vielen Verbänden auch schon gefordert beziehungsweise formuliert und teils sogar schon (digital) vorhanden, führt der Jungunternehmer weiter aus. „Woran es aber fehlt, ist der Willen einer einheitlichen und verbindlichen Umsetzung. Denn wenn in Zukunft noch entwickelt, gebaut und gefördert werden soll, braucht es nicht nur politische Vorgaben, sondern auch eine klare und vor allem verlässliche Marschroute“, betont Thießen. Die ließe immer noch auf sich warten. Und genau hier will Brownfield24 den Dialog zwischen Verbänden und Interessengruppen fördern, um so dem Ziel der nachhaltigen und zukunftsfähigen Flächenentwicklung gerecht zu werden. Dies sei aber nur möglich, „indem man sich auch Gehör verschafft und nicht jeder für sich sein eigenes Süppchen kocht. Das interdisziplinäre Netzwerken muss zum Standard werden“, fordert Thießen.
Interessant: Das Thema Brownfield ist in den europäischen Nachbarländern teils schon seit Jahren weiter und professioneller entwickelt als hierzulande, etwa in Belgien über die Plattform ovam.be, in Großbritannien gibt es das Brownfield Research and Innovation Centre (BRIC) in Wolverhampton oder das britische Brownfield Site Register, das mit housing-sites-brownfield-land-maps für verschiedene Städte wie London, Doncester und Lancaster aufwartet. „Warum ist das nicht hier möglich?“, fragt sich Thießen, um zugleich ernüchtert festzustellen: „Eine zentrale Anlaufstelle für Brownfields in Deutschland – Fehlanzeige!“
Brownfield-Entwicklungen sind teils komplex und bedürfen einer Menge Know-how und Zuarbeit verschiedener beruflicher Disziplinen. „Ein gut funktionierendes Netzwerk ist somit unabdingbar, und gerade in der Digitalisierung liegt auch eine Chance, die gesamte Branche zusammenzuführen beziehungsweise auf einer Plattform miteinander zu verbinden. Denn eines ist sicher: Sowohl die Flächenrevitalisierung als auch der Trend der Digitalisierung werden zukünftig nicht weniger“, führt Thießen weiter aus.
„Sowohl die Flächenrevitalisierung als auch der Trend der Digitalisierung werden zukünftig nicht weniger.“
Raphael Thießen
Geschäftsführer Brownfield24
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